
Jana & Mathis auf der Jagd nach Eisbären

Noch sitzen wir gemütlich in der wärmenden Sonne der Berge und träumen vom nächsten Abenteuer in der klirrenden Kälte der Arktis. Am Freitag gehts auf nach:



Nach einem Abstecher in den "Svalbard Forskningspark", wo Fototafeln das entbehrungsreiche Leben der Bergmänner und das blutige Geschäft der Pelzjäger ins Bild setzen, und Tierpräparate die artenreiche Fauna vorführen, die neben Hauptdarsteller Eisbär freilich zur Statisterie verblasst, marschieren wir aus der Siedlung heraus zu den beiden Hundezwingern, wo sich - wie wir schon letztes Jahr erstaunt feststellten - Eider-Enten angesiedelt haben, die das dauernde Hundegebell kalt lässt, da sie dort vor den hungrigen Polarfüchsen sicher sind. Nicht nur Meister Reineke ist schlau.








Auch im Sommer brauchen die Huskies Auslauf. Wenn kein Schlitten da ist, wird halt ein Wagen auf Rädern gezogen. Hauptsache ziehen!


Um unsere neuen Wanderschuhe auszuprobieren, möchten wir den hiesigen Hausberg "Sukker Toppen" besteigen, wovon uns in der Turistinformasjon jedoch abgeraten wird: "This is not anymore in the safe area!"


So sieht ein Haus mit lauschigem Gartensitzplatz in der Arktis aus.
Statt einer Langwaffe, die hier beim Verlassen der Siedlung mitzuführen ist, führt diese fesche Dame eine Waffe an der kurzen Leine.

Sonntag, 16. Juni
Auch die Kunst am Bau thematisiert unentwegt den Hauptdarsteller der Arktis. Was in Zermatt das ubiquitäre Matterhorn, ist in der Arktis der ebensolche Polar Bear. Und wie lautet wohl das WLAN-Passwort in unserem Hotel? - Genau!

Nach unserem ersten Tag auf Spitzbergen essen wir ein frühes Znacht im angrenzenden Restaurant Kroa und gehen früh zu Bett, da morgen eine mehrstündige Wanderung auf den Hiorthfjellet auf der gegenüberliegenden Seite des Adventfjords ansteht.
Schneeschuhwanderung auf den 1000 Meter hohen Nordenskjöld-Toppen









Im Hintergrund der Hiorthfjellet, den wir heute eigentlich besteigen wollten. Da es im Adventfjord, den wir mit dem Kajak hätten überqueren sollen (Strassen gibt es ausserhalb der Siedlungen auf Spitzbergen keine) heute aber zu windig war, fiel dieser Ausflug buchstäblich ins mare mosso. Im Vordergrund das Plateau, auf dem es 1995 zu einem tragischen Unfall kam: Ein Eisbär hatte Hunger als für ihn willkommenerweise zwei Studenten des Weges kamen. Einer hats nicht überlebt. Hinten in der Mitte des Plateaus kann man seinen Gedenkstein erkennen. Seither wird ausserhalb der Siedlung eine Waffe mitgeführt. In den Bergen sind Eisbären allerdings sehr selten anzutreffen. In den 20 Jahren, in denen unser italienischer Guide Giovanni Poli schon auf Spitzbergen unterwegs ist, habe er ein einziges Mal einen Bären gesichtet.

Satelliten wie Schneebälle für die Atmosphärenforschung. Gehört wohl einer der NSA?

Ein Kuss im ewigen Eis

In diese Milchsuppe müssen wir rauf...

Eine Skandinavierin, die entfernt Jana gleicht

Bei diesen Windverhältnissen zeigt Janas Haarspray nur noch wenig Wirkung.


Schon ziemlich geschafft nehmen wir den letzten Aufstieg in Angriff. Bei einem Wind von ca. 50 Km/h fühlen sich auch einstellige Minusgrade sibirisch an.

Windgeschützt nehmen wir unseren mit heissem Wasser angerührten Eintopf ein. Anschliessend serviert Giovanni den gefriergetrockneten Espresso.
Auf diesem Gipfel liegt ein Fluch...
Vor dem Abstieg tragen wir uns ins Gipfelbuch ein.






Schon kommt Longyearbyen in Sichtweite, rechts oben Nybyen - Neustadt sozusagen.

Jana hat diese Hikingtour noch besser gefallen als die letztjährige auf den Foxfonna-Gletscher, was auch an ihrem deutlich besseren Fitnesslevel liegen mag.

Ich trau meinen Augen kaum: Versteckte Blütenpracht in der kargen Steinwüste. Roter Steinbrech.
Fast geschafft. 7 Stunden waren wir unterwegs, 10 Kilometer und 1000 Höhenmeter haben wir zurückgelegt. Laut dem Smartphone unserer norwegischen Tourteilnehmerin haben wir 1200 Kalorien verbraucht. Das möge ja für sie stimmen, bemerke ich, ich aber hätte bestimmt das doppelte verbrannt. Darauf sie erstaunt: "Does your Cellphone say so?!"
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Im ehemaligen Bergmann-Gemeinschaftshaus der Store Norske Spitsbergen Kulkompani, das heute ein Restaurant ist, essen wir Znacht (auf der Karte Nr. 13).
Montag, 17. Juni



Im an die Bibliothek angrenzenden Kunstcafé bestellen wir einen Cappuccino, den die Norwegerin (im Hintergrund) nach einer gefühlten Viertelstunde gebacken kriegt. Dafür war er erstaunlich gut.

Jana erblickt im Dorf einen Mann mit einer Rolle unter dem Arm und erkennt sofort, dass es sich dabei um die Karte des Svalbard-Archipels handelt, die wir schon letztes Jahr vergeblich gesucht hatten. Im Svalbard-Museum habe er sie bestellt und quite some time darauf gewartet. Wir haben indes mehr Glück und schreiten mit unserer Neuerwerbung gleich zur Post, wo uns die Schalterdame instruiert, wie wir dem Zoll ein Schnippchen schlagen und die hohen Zollgebühren umgehen können.

Offenbar von einem renommierten Architektur-büro entworfen, brennt man trotzdem nicht darauf, das Gebäude von innen kennen zu lernen.


Unser Schiff liegt bereits im Hafen vor Anker. Nachmittags setzen wir auf einem Gummiboot zur MS Plancius über, auf der wir eine Woche lang in den Küstengewässern um Spitzbergen nach Eisbären und anderem arktischen Getier Ausschau halten werden.
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Unsere Kajüte auf dem Oberdeck - Jana findet offensichtlich Gefallen daran.
Nach dem Rettungswesten-Karneval stechen wir in See.

Wie auf der kleinen Rundfahrt auf dem Zürichsee werden wir auch in der Arktis von Möven begleitet

Dienstag, 18. Juni

Um 7 Uhr werden wir via Zimmerlautsprecher geweckt. Unser Schiff ist morgens in den Billefjord eingelaufen, wir passieren die ehemalige und heute verlassene russische Bergbausiedlung Pyramiden und fahren bis zuhinterst in die Adolfbukta. Eisschollen treiben an uns vorbei.

Jana sichtet an der Oberfläche eine Ringelrobbe:



Auch ein schöner Rücken kann entzücken: Ein Rudel Walrückenfilets tummelt sich vor dem Schelfeis.
Das Exkursionsboot von bettermoments.no hält auf die Gruppe Belugawale zu. Dieses Verhalten wird von unserem Expeditionsleiter scharf gerügt.

Kurz nach dem Frühstück meldet sich der Expeditionsleiter über Lautsprecher, es sei ein Bär gesichtet worden, allerdings noch ausser Fotoreichweite. In der Adolfbucht zuhinterst im Billefjord erblicken wir dann in weiter Ferne und nach langem Suchen (siehe rechts) auf dem Schelfeis vor dem Nordenskiöld-Gletscher unseren ersten Ursus Maritimus als schwarzes Pixel in der Mitte des Fotos ganz hinten vor der Felswand.

Der Blick aus unserer Kajüte achtern auf eines der beiden Rettungsboote, das jedes 65 Leute fasst. Während wir gestern unsere Koffer auspackten und uns in unserer Kajüte 601 einrichteten, stellte sich ein Passagier vor's Fenster und fotografierte umstandslos in unser Zimmer hinein - recht unverfroren, wie wir fanden. Bei unserem anschliessenden Rundgang auf Deck sahen wir, dass alle Kajütenfenster von aussen verspiegelt sind...

Beim Anblick dieses Rettungsbootes taucht vor unserem inneren Auge Tom Hanks als Captain Phillips auf.

Das spiegelnde Kajütenfenster

"Wo soll er sein?" - "Dort ist doch kein Bär!" - "Nein, nein mehr links" - "Ich seh ihn nicht." "Wenn du der grauen Linie folgst, ist doch unten diese weisse Fläche..." - "Wo meinst du?"


Die 1975 erbaute und bis 2004 als Ms Tydeman in der niederländischen Marine im Dienst gestandene MS Plancius vom Bug aus gesehen



Unsere ständigen Begleiter: Eissturmvögel, die knapp über die Wasseroberfläche gleiten um dann aufzusteigen und dicht neben uns herzusegeln, als ob sie fotografiert werden wollen. Jedenfalls sind sie deutlich geselliger als Eisbären...
Es ist Donnerstag Abend 22 Uhr. Die letzten 36 Stunden hatten wir keinen Internet-Empfang, weshalb ich den 19. und 20. Juni erst jetzt beschreiben und Fotos heraufladen kann.
Mittwoch, 19. Juni

Unser Schiff ankert vor dem Gletscher in der 14. Juli-Bucht im Krossfjord. Vormittags steht Birdwatching auf dem Programm. Mit Zodiacs (Schlauchbooten) werden wir nahe an die Volgelfelsen gefahren, wo unzählige Möwen umherfliegen und ein kakophones Pfeifkonzert intonieren. Da der Boden unter dieser Klippe ständig durch Vogelkot gedüngt wird, ist dieses Gebiet fruchbar und grün. Flechten, Moose, niedere Gräser wachsen darauf und Rentiere grasen auf dem kargen Moosteppich. Wir fahren an einem kleinen Inselchen vorbei, auf dem 2 Papageitaucher (Puffins) miteinander turteln. Ganz hinten beim Gletscher heisst uns auf einer der vielen skurril geformten Eisschollen eine Bartrobbe Willkommen.











Nachmittags landen wir (in „London“) auf der Blomstrandhalvøya, die wegen dem Rückzug des Blomstrandgletschers zur Insel geworden ist und in etwa zwei Wochen ihrem Namen alle Ehre machen werde. Anfang des 20. Jahrhunderts versuchte der britische Abenteurer Ernest Mansfield hier Marmor abzubauen, der sich allerdings bald als minderwertig erwies. Zeugen aus dieser Zeit sind die verrosteten Maschinen, die erratisch in der Landschaft herumstehen und heute unter Denkmalschutz stehen. Wir machen eine kleine Wanderung (mit der long distance hiking group) auf einen Hügel, von dem aus wir eine weite Sicht auf die Bucht und die dahinter liegenden Berge haben.









Die Internetverbindung ist sehr unzuverlässig hier oben und funktioniert - wenn überhaupt - äusserst langsam. Im Moment ist es leider kaum möglich Bilder hochzuladen.
(Abgesehen davon ist es schweineteuer: Für 100 MB bezahlt man auf dem Schiff €35.-)
Do, 20.6.19
Bereits um halb 7 werden wir von Expeditionsleiter Michael per Lautsprecher geweckt, in der Ferne sei ein Eisbär gesichtet worden. Ohne Eile zeihen wir uns an, verrichten verschlafen unsere Morgentoilette, da wir davon ausgehen, dass uns wieder ein Pixelbär aufgebunden wird. Auf Deck sehen wir uns umgeben von grossen Eisschollen, die immer dichter werden. Als wir uns dem Packeis nähern, erblicken wir in einiger Entfernung einen stattlichen Eisbären. Stumme Erregung allenthalben, auf Deck ist es andächtig still um den Bären nicht zu stören. Alles was man hört, sind die tausendfach ausgelösten akustischen Verschlussklicks der optischen Gerätschaften.












Immer näher kommt der Bär unserem Schiff, bis er sich schliesslich am Rand der gegenüberliegenden Eisscholle hinlegt, uns neugierig beobachtet, witternd seine Nase in die Luft reckt und sich seinen Teil denkt. Laut unserem Expeditionsleiter ein männliches Tier.





Unser Bär legt sich neben einem Loch in der fast geschlossenen Eisdecke nieder. Durch diese Löcher tauchen zuweilen Robben auf um Luft zu holen. Blöderweise wartet daneben manchmal ein Eisbär...
Bald darauf heisst es: Walross backbord! Dieses bringt allerdings keinerlei Verständnis für Bildgestaltung auf und präsentiert sich obstinat und renitent teils verdeckt, teils zu weit weg und erst noch im falschen Winkel... Nachmittags nimmt unser Schiff wieder Fahrt Richtung Süden auf, ab und zu stösst es gegen Eisschollen, es rumpelt und rüttelt bei der im Grossen und Ganzen angenehm ruhigen Fahrt.
Fr, 21.6.19
Vormittags kreuzt die Plancius im Gebiet der Packeisgrenze, wo wir gestern unterwegs waren, um die Mittagszeit fährt sie in den Magdalenefjord ein und ankert vor Gravneset, dem Grabhügel einer ehem. Walfangstation, wo im 17. Jahrhundert Walfänger zur letzten Ruhe gebettet wurden. Nach dem Mittagessen besteigen wir die Schlauchboote und fahren zur türkis schimmernden Abbruchwand des Waggonwaybreen (Breen = Gletscher). Wir beobachten Vögel, die von unserer Begleiterin Steffi alle benannt werden, ich mir aber nicht alle merken kann: Eissturmvögel (Fulmars), Dreizehenmöwen (Kittiwakes), Dickschnabellummen (Guillemots), Seeschwalben (Terns)...

Die Brücke mit Kapitän und Crew

Mit einer heissen Schokolade mit einem Schuss Sambuca wird auf dem Sonnendeck auf den Sommeranfang angestossen


Jana wirkt Bewegungsmangel entgegen
Einschiffen in die Schlauchboote

Jana unterhält sich angeregt mit der ehemaligen Kranzturnerin Madeleine

Die Gletscherfront des Waggonwaybreen

Was aussieht wie Pinguine sind Dickschnabellummen

Das faszinierende Flugverhalten der Eissturm-vögel: Mit dem einen Flügel berühren sie quasi die Wasseroberfläche

Jana zeigt ein modisches Flair für die Farbe der Eisschollen
Nachdem die Touristen des andern Expeditionschiffs, das nicht weit von unserem vor Anker liegt, das Feld geräumt haben (sie hatten eine Anlandeerlaubnis), fahren wir Richtung Gullybreen, wo westseitig ein Duzend Fettsäcke am Sandstrand liegen. Trotz der Zudringlichkeit unserer 9 Schlauchboote, mit denen wir ihnen auf die Pelle rücken, galoppieren sie erstaunlicherweise nicht davon, sondern bleiben träge auf ihrer dicken Haut liegen und verdauen weiter, was sie am Meeresgrund mit ihrem saugnapfartigen Maul aufgesaugt und ausgeschlürft haben. Zurück an Bord wird der längste Tag des Jahres bei leichtem Regen mit einem Barbecue und Freibier auf dem Achterndeck gefeiert.

Für einen kurzen Moment bricht die Sonne durch den Nebel und tanzt auf den Wellen.
'S wonderful - 'S marvellous - 'S awful nice - 'S paradise!

Die Zodiacs schwärmen wieder aus

Die schwerfälligen Gesellen auf dem flachen Sandstrand
Sa, 22.6.19
Vor der spektakulären 10 Kilometer breiten Gletscherfront des Lilliehöökbreen geht die Plancius vor Anker. Wir schiessen Fotos vor der filmreifen Kulisse - Universal Pictures würde es nicht besser hinkriegen - als im Fjord ein schwimmender Bär gesichtet wird. Nachdem der Zodiac-Schwarm eines bereits vor Anker liegenden Schiffes abgezogen ist, besteigen wir unsere Schlauchboote. Mit Steffi fahren wir in temperiertem Tempo - der Bär sei nicht in bester körperlicher Verfassung - zur Eisscholle vor dem Gletscher, auf dem er - Steffi vermutet: sie - liegt. Da sie vor dem Lilliehöökgletscher liegt, tauft sie Steffi Lilly. Die unerwartete Verzögerung des Reiseplans verlangt Flexibilität auch von der Besatzung unseres Schiffs, das Mittagessen wird erst um 2 Uhr serviert - die Kombüse steht unter Stress.











Nachmittags fahren wir in die Tinayrebukta, wo wir mit der "long distance hiking group" auf eine Anhöhe steigen. Der Weg führt über etliche Schneefelder, deren hüfttiefe Abgründigkeit Jana unvermittelt auslotet. Oben angekommen geniessen wir trotz dem trüben Wetter eine herrliche Aussicht auf die vergletscherten Berge, die sich aus dem Meer erheben. Michael verordnet unser aller Zeigefingern 5 Minuten Ruhepause - einen kurzen, erhebenden Moment lang spüren wir, wie es hier oben sein wird, wenn wir lange wieder abgezogen sind.


Mit unseren wasserfesten Stiefeln, die uns auf dem Schiff ausgehändigt wurden, stapfen wir durch den Schnee.

Blick Richtung Westen über den Krossfjord Richtung Mitra-Halbinsel

Volle Hosen oder kalte Füsse, das ist hier die Frage.

Blick nach Osten zum Tinayrebreen

Ist besseres Wetter in Sicht?

Drei Rentierkühe mit Jungem

Michael stösst auf die Überreste eines Rentiers, das Opfer eines Eisbären wurde.
So, 23.6.19
Michaels heutiger Wakeup-Call: „Goood morning, ladies & gentlemen - we have a couple of whales swimming on the port side of the ship" Von Jana mehr ermahnt denn ermuntert streif ich mir verschlafen ein paar warme Sachen über und hetze mit der Kamera auf Deck, nur um dort festzustellen, dass sich der Schwarm Belugawale bereits zu weit entfernt hat um auf einem Foto noch irgend etwas herzumachen. Kurz darauf taucht in der Ferne ein Buckelwal auf, dessen Fontäne ich immerhin verschwommen einfange.
Vormittags entern wir die Schlauchboote um auf Prinz Karls Vorland am Poolepynten anzulanden zu einem Stelldichein mit den Komikern des Eismeers. Riesenraupen gleich robben und rollen sie ihre anderthalb Tonnen Lebendgewicht den Sandstrand rauf und runter. Dazu grunzen sie und kämpfen lautstark um den komfortabelsten Platz im Knäuel um dann Kartoffelsäcken gleich regungslos liegen zu bleiben und abzuchillen. Die fleischgewordene Antithese von Eleganz sozusagen.

Im Vordergrund die Fichtenstämme, die von Sibirien hierhergetrieben wurden. Durch die Jahre im Meerwasser sind sie stark salzhaltig geworden und deshalb kaum zu zersägen. Im Hintergrund unsere Objektiv-Objekte, die wir nun in den Fokus nehmen werden.

Hier liegen die kuriosen Geschöpfe alle beisammen. In der Mitte ist die Wärme am grössten aber auch der Dichtestress, was die trägen Kolosse in ständige Bewegung versetzt.


Ausgiebig kratzt sich dieses Exemplar mit der linken Hinterflosse am Kopf. Trotz ihrer Masse sind Walrösser erstaunlich beweglich.

Herausgeputzt für den Tauchgang

To jsi ty, slato?

Uz jdu!

Pomalu pomalu!

Jdu ti naproti!

Jeziš Maria!

Pockej moment -

Hned jsem u tebe!

Ty jsi muj prinz!

Jsem z toho úpine na drsce!

Chceš pivo?

Bevor wir nachmittags wieder die Zodiacs besteigen und bei der Einfahrt in den Isfjord am Alkepynten anlanden um Vögel zu beobachten, geniessen wir die Sonne und die Stille und die Weite auf dem Oberdeck.

A propos Walrösser: Auch die zwei machen wieder Schlagzeilen. (Tête-à-tête von Trump und Kimjongun im Grenzort Panmunjom)






Zu Beginn des kurzen Sommers blüht die arktische Flora auf dem sumpfigen Moosboden

Auch wir wollen uns wie Walross und Eisbär fühlen und lassen uns zum Abschluss das Bad in 4 Grad kalten Wasser nicht entgehen.
(Nur wenige tun es uns gleich - rechts im Bild der Smutje Mr. Moraes)
Mo, 24.6.19

Nach einer Woche geht unsere Schiffsreise nach Nord-Spitzbergen zu Ende. Wehmütig blicken wir zurück auf eine spannende und lehrreiche Reise, die uns die Augen für die arktische Tier- und Pflanzenwelt geöffnet und unser Verständnis für die Lebensbedingungen in dieser unwirtlichen Weltgegend gefördert hat. Die Expeditionsführung von Michael Ginzburg und seinem Team war äusserst kompetent, die vornehmlich aus Philippinen bestehende Schiffscrew überaus freundlich und aufmerksam.

Wer hätte gedacht, dass man in Spitzbergen auch auf einen ausgewachsenen Ablativus instrumentalis trifft?


Der herbe Charme von Longyearbyen. Nachmittags geht unser Flieger nach Tromsø,...

...wo wir unseren Taxifahrer zur Bijouterie Wintervold hetzen, die eigentlich schon geschlossen ist aber extra für uns länger offen bleibt, und wo wir das Eisbär-Halskettchen erstehen, das sich Jana seit einem Jahr wünscht.

Di, 25.6.19
Von Tromsø nach Trondheim brauchen wir 3 Stunden länger als geplant, da unser Direktflug auf einen Flug via Oslo umgebucht wurde ("Here is the card with the email adress if you wish to complain"). Der Skoda Octavia, den wir am Flughafen in Trondheim in Empfang nehmen wollten, wurde umgebucht auf einen Ford Mondeo, mit dem ich mich auf der Fahrt nach Kristiansund schwer tue. Als wir um 8 Uhr abends endlich in Kristiansund ankommen, ist unser Hotelzimmer bereits vergeben, da das Hotel überbucht wurde und wir später als geplant eingetroffen sind...

Zwischenhalt bei der Valsøyfjord Kirke im Bezirk Møre og Romsdal. Die 4 Stunden Flug plus 4 Std. Autofahrt fordern ihren Tribut.

Einsame Strassen mit kaum Verkehr. Wenn man allerdings hinter Lastwagen her fahren muss, hat man Pech gehabt.

Kurz nach Halsa hört die Landstrasse unvermittelt auf. Weit und breit nur noch Wasser - Ein Schiff wird kommen...

Vor der Gjemnessundbrücke biegen wir von der Europastrasse 39 ab nach Kristiansund.

Jana sucht im Internet ein nettes Restaurant. Im Sjøstjerna essen wir Klippfisk und Bacalao.

Kristiansund liegt sozusagen auf 4 Halbinseln am Ramnfjord. Das malerische Bild von Nordlandet (einer der 4 "Halbinseln") täuscht allerdings. Das wenige, was wir von Kristiansund gesehen haben, sieht eher so aus:

Ein bisschen heruntergekommen und ökonomisch abgehängt, viele Fassaden in schlechtem Zustand. In etlichen Ladenfronten lesen wir: "Ledig" (frei).
Mi, 26.6.19
Nach morgendlichem Workout im Gymnasium unseres Quality Hotels und einem kurzen Abstecher auf die Nordland-Zunge von Kristiansund zur Katholischen Kirche nehmen wir den famosen Atlanterhavsvegen unter die Räder von Kristiansund nach:





Allenthalben blühen wilde Lupinenstauden

Das Heu in der Provinz Møre og Romsdal wurde bereits eingebracht - Marshmellow-Fields forever -

Auch diese momentan blühenden Gräser finden sich überall im Süden




Und während ihr daheim um die Wette schwitzt,
behalten wir hier im Norden einen kühlen Kopf: Luftsprung vor der Storseisund-Brücke



No Comment

Do, 27.6.19
Geplant war heute ein Ausflug zur Vogelinsel Runde südwestlich von Ålesund. Da wir uns aber bereits auf dem Schiff ausführlich als Birdwatcher betätigt haben, optiert Jana für eine Wanderung auf den Saksa, auf den sie im Internet gestossen ist. Der befindet sich zwar in der Nähe von Ålesund, die Fahrt dahin mit 2 Fähren-Überfahrten nimmt aber 3 Stunden in Anspruch. Der Aufstieg von Leknes aus über teils recht steiles und steiniges Gelände dauert ebenfalls 3 Stunden, auf dem Gipfel haben wir über 1000 Höhenmeter in den Beinen. Dann der Abstieg, dann die Rückfahrt - nachts um 11 sind wir zurück im Hotel.











Ein Abstieg, der in die Knie und in die Knochen fährt

Jana zeigt das Gemüse, das in der Gärtnerei in Urke, wo wir ankommen, feilgeboten wird. (Vgl. Titanic-Titelblatt vom November 1989)
Fr, 28.6.19
Nachdem wir die Busse beglichen haben, die uns die Parkering ... aufgebrummt hat, machen wir uns auf den Weg Richtung Hellesylt, wo wir mit der Autofähre den Geirangerfjord entlang fahren und die zahlreichen Wasserfälle bestaunen, die von hoch oben in den Fjord stürzen. Von den "Sieben Schwestern" (Bild unten) haben deren vier allerdings keinen Harndrang. Vom Aussichtspunkt Ørnesvingen oberhalb von Geiranger wandern wir eine Weile durch dichten Buschwald, ein paar schräge Fotos zeugen davon. Der Weg nach Loen, wo wir im Hotel Loenfjord erwartet werden, ist nicht befahrbar, wir müssen daher einen langen und zeitraubenden Umweg mit einigen Fährenüberfahrten nehmen um nach Loen zu gelangen, wo wir morgen an einer geführten Klettertour auf den Hoven teilnehmen wollen.











Pas de deux über dem Geirangerfjord
Der norwegische Doppeladler



Sa, 29.6.19
Erst als wir im Sportladen neben unserem Hotel mit über Hundert anderen Klettermaxen die Ausrüstung fassen, fällts uns wie Schuppen von den Augen: Es ist Samstag - Stau am Berg! Trotz Dichtestress ist diese Klettertour auf den Hoven eine - obwohl schweisstreibende - spannende, neue, lustige Erfahrung. - Kurz vor Erreichen des Gipfels balancieren wir in schwindelnder Höhe (natürlich gesichert) über ein dünnes Stahlseil. Sieht man uns unseren Stolz nach gemeisterter Prüfung an?




















So, 30.6.19
Das Wetterglück, das uns auf unserer gestrigen Klettertour hold war, hat uns verlassen: Verhangen, Nebelschwaden, Regengüsse, kurze Stippvisiten der Sonne. Wir fahren in den Süden nach Norheimsund durch einen Haufen Tunnels, u.a. den 25 Km. langen Lærdalstunnel, den längsten Strassentunnel der Welt. Unser Weg führt am Bahnhof der Flåmsbahn vorbei, der norwegischen Spanischbrötlibahn sozusagen, wo heute hunderte asiatischer Touristen dringend nach Myrdal müssen. Als wir nach 7-stündiger Reise in Norheimsund am Hardangerfjord ankommen, bricht die Sonne hervor. Für unsrige morgige Gletschertour mit den Steigeisen an den Schuhen siehts allerdings nicht gut aus...




Auch heute reisst der Himmel gegen abend wieder auf und schafft eine dramatische Stimmung am Hardangerfjord kurz vor unserer Ankunft in Norheimsund.

Unser Thon Hotel Sandven in Norheimsund

Eine gestrichene Stunde lang suche ich in unserem Zimmer, in dem 2002 angeblich das Kronprinzenpaar übernachtete, meine Wind-jacke mit Portemonnaie und Fotoapparat.
Ich bin am Verzweifeln und will schon an der Reception den Diebstahl melden, als Jana sie in einem versteckten Schrank findet. Dieser war bei unserer Ankunft geöffnet, geschlossen war er nicht mehr als solcher erkennbar.




Wir essen im angrenzenden Chinarestaurant Nacht. Kaum haben wir Platz genommen, kommen zwei Mädchen an unseren Tisch, bringen die Speisekarte, beraten uns auf norwenglisch bei der Auswahl der Speisen und nehmen die Bestellung entgegen. Sanne und die mutmassliche Tochter des Wirts, der wortlos die Speisen und Getränke aufträgt, kassieren am Schluss auch ein. 😂
Mo, 1.7.19
Es regnet, auf 1400 M.ü.M., von wo aus wir zum Jondal-Gletscher aufsteigen, ist es neblig und kalt. Leider gibts keine Fotos unserer Seilschaft auf dem Gletscher - meine Kamera gibt in dieser Feuchtigkeit den Geist auf. Mit Steigeisen und Eispickel auf dem Gletscher zu spazieren, ist schon eine besondere Erfahrung: Die Eisdecke sei an dieser Stelle mehrere hundert Meter dick, darunter befinden sich riesige Seen. Die Oberfläche ist nicht spiegelglatt, eher knusprig, topografisch und farblich unterschiedlich, schuppig, wellig, blau, braun mit schwarzen Einsprengseln, die von isländischen Vulkanausbrüchen stammen. Da es zudem recht windig ist heute, fliesst auf und unter dem Gletscher viel Wasser zu Tal. Viel Wasser dringt auch durch meine Schuhe, und auch Janas Hose scheint nicht wasserdicht zu sein -






Die Antithese dessen, was man gemeinhin unter Sommerferien versteht...
Di, 2.7.19

Auf unserem Weg nach Osøyro südlich von Bergen schiessen wir vom tosenden & stiebenden Wasserfall Steinsdalsfossen ein paar Fotos mit lautem Bildrauschen, bis meine Kamera wegen zu hoher Feuchtigkeit abermals den Dienst versagt.




Mi, 3.7.19
In Osøyro, 30 Km. südlich von Bergen, verbringen wir einen Tag im Solstrandhotel, das in einem schönen Park direkt am Biørnefjord liegt. Auch heute wieder liefert der Himmel eine ganze Auswahlsendung verschiedener Wettervarianten: Kühle Regenduschen, blaue Himmelsfenster, fliegende Wolkenfetzen, kurze Photonenbeschüsse und dann wieder kühle Regenduschen - den Schirm sollte man immer griffbereit haben. Abends fahren wir wieder nach Bergen, wo wir im Bryggeloft Znacht essen. Der Tafel neben dem Eingang geh ich auf den Leim: Der Steinbit stellt sich als Dorsch heraus.





In der Provinz Hordaland treffen wir auf eine ganz andere Art Fauna als in der Arktis, vor der man sich allerdings auch in Acht nehmen sollte.



I'm singing in the rain
What a glorious feeling
I'm happy again!

Kurzer Photonenbeschuss, den Jana in Gesichtsbräune zu verwandeln sucht.


Herrliche Entspannung im 35 Grad warmen Hotel-Swimming-Pool.
Deutlich mehr Spannung (Verkrampfung?) erwartet uns bald im Atlantik...
Do, 4.7.19
Südlich von Osøyro nehmen wir die moderne Torghatten-Fähre, die die Strecke von Haljem nach Sandvikvåg in einem Affenzahn zurücklegt. Weiter südlich fallen uns die vielen Schafe auf, die auf satten Wiesen grasen oder unbekümmert über die Landstrasse laufen. Die Anfahrt zum Strandhotel in Sola führt an hässlichen Industriebauten und am Flughaven von Stavanger vorbei. Jana wird zunehmend einsilbiger und gibt ungläubige und unzufriedene Laute von sich. Noch bevor wir die Schwelle zum Hotel überschreiten ist klar: Hier bleiben wir nicht. Bei einem Kaffee in der Cafeteria fieberhaftes Suchen nach Alternativen. Da Jana unbedingt die geplante Wanderung oberhalb des Lysefjords machen will, entscheiden wir uns weiterzufahren bis nach Jørpeland, wo wir in der Herberge Preikestolen Fjellstue übernachten.




Fr, 5.7.19
Ein paar Bilder unserer heutigen Wanderung zum spektakulären Kjeragbolten









Spektakuläre Landschaft: Das glazial erodierte Felsgestein über dem Lysefjord mit unzähligen Findlingen, die der Gletscher kürzlich (geologisch gesprochen) hier zurückgelassen hat.

(Ein glazial erodierter Stein versteckt sich übrigens auch unter meinem Sonnenhut)




Einer dieser vom Gletscher verfrachteten Findlinge wurde zwischen zwei Felsen eingeklemmt und wird seit Äonen von interessierten Laien beiderlei Geschlechts auf sein Haftreibungspotential hin geprüft.
Ein links liegen gelassener Bolzen oberhalb der Schlucht, die zum Photo-Point führt.



Sa, 6.7.19
Wir checken aus unserem Berghotel in Sirdal aus und fahren nach Stavanger, wo wir am Flughafen unser Auto abgeben und den Flieger nach Oslo besteigen, unserer letzten Destination, bevor wir wieder im alpenländischen Alltag landen.


An diesen 3 Schafen, die diesseits der Leitplanke grasen, rauschen wir vorbei. Jana heisst mich anhalten und führt sie blökend von der Strasse weg in Sicherheit.

Auf dem Flughafen in Stavanger werden auf der Toilette auch Autos repariert.

Die Marshmellows aka Heuballen aus der Vogelperspektive beim Anflug auf Oslo


Schnappschuss aus dem Fenster des Airport-Expresszugs, mit dem wir in die Stadt fahren. Wenn ich da an die einfallslosen Wohnblöcke denke, die in Zürich die neue Europaallee säumen...
Beim Einchecken ins Oslo Grand Hotel lässt uns die Empfangsdame wissen: You have been upgraded to a room of a higher category. In der Junior Suite, die wir nun bekommen und von der aus man einen herrlichen Blick auf den Eidsvoll Plass hat, den Jana hier ins Visier nimmt, lernen wir allerdings das Problem dieses Hotels kennen: Unter der Karl Johans Gate verläuft die U-Bahn und lässt in kurzen Abständen alle Zimmer an der Gebäudefront erzittern.
So, 7.7.19
Unser letzter Tag in Oslo

Jana neben dem Löwenzahn-Brunnen auf dem Nationaltheater-Platz

Ein kurzer Besuch beim ollen Harald V.

Ich versuchs den Jungen gleich zu tun.

Kurzweilige Gebäudefront im Hafenquartier

Auf dem Weg zur Oper

Ein behaartes und ein gefiedertes Fotomodell

Beschwingt auf der schiefen Ebene

Quelli del sud son' sempre fortunati!

Ständiger Kampf zwischen Sonne und Wolken um die Vorherrschaft am Himmel

Vor einem Jahr war dieses Gebäude noch im Bau

Die Promenade mit dem neuen Munch-Museum im Hintergrund, das im Juni 2020 eröffnet wird.

Immer noch rege Bautätigkeit bei der Oper




Je nach Winkel und Lichteinfall unter der man diese Skulptur im Wasser vor der Oper sieht: Ein Eisberg oder ein kenterndes Schiff
Mo, 8.7.19


Aha - ich wär auf was anderes gekommen. Die Schönheit liegt im Auge des Betrachters.

Nach einem Abstecher in den Skulpturpark auf Tjuvholmen essen wir an der Uferpromenade unsere letzten Reker und nehmen dann nolens volens den Weg zum Bahnhof unter die Füsse - den Weg auf den Flughafen unter die Räder - den Weg nach Zürich unter die Fittiche...




"Wallisellen Herti" Nicht mal die nächste Station "Belair" vermag Janas Stimmung aufzuhellen. Und gleich steigen wir an der "Florastrasse" aus und der Alltag hat uns wieder. Schön wars - Ha det bra!